Schloss Neuschwanstein
Nicht ohne Grund hat Disney dieses traumhafte Bauwerk als Vorbild für seine eigene Umsetzung des idealen Märchenschlosses gewählt. Ursprünglich diente das Schloss Neuschwanstein seinem Bauherrn, dem "Märchenkönig" Ludwig II. von Bayern als Zufluchtsort, um sich vor der Öffentlichkeit zurückzuziehen.
König Ludwig II. starb vor Fertigstellung seines Märchenschlosses
Am Hang der Pöllatschlucht sollte das absolute Schmuckstück erbaut werden und im Sommer 1868 begannen die ersten Arbeiten. Ende 1873 war das Schloss dann bezugsfertig, wobei anzumerken gilt, dass König Ludwig II. die letztendliche Fertigstellung seines Märchenschlosses nie erlebt hat. Erst im Jahre 1892 war das Schloss soweit fertiggestellt, also sechs Jahre nach seinem Freitod im Starnberger See.
Schon zu Lebzeiten rankte sich ein Mythos um die Person des Bayernkönigs. Er galt als menschenscheuer Träumer und blieb für sich und für andere über seinen Tod hinaus immer ein Rätsel. Volksnähe und Realismus waren ihm wohl eher Fremdwörter. Viel mehr hatte er mit sich und seinen Phantastereien zu tun. Er war ein Romantiker und Schöngeist. Poesie, Kunst und Musik waren Hauptbestandteile seines Lebens.
Doch realistisch betrachtet war Ludwig II. ein konstitutioneller Monarch mit Rechten und Pflichten. Freiräume blieben ihm wenige und daher erbaute er sich seine persönliche Gegenwelt zu der damaligen Gegenwart. In dieser Gegenwelt konnte er sich fernab der realen Welt als wirklicher Monarch empfinden, so wie er es sich eben selber erträumte. Um sich noch mehr von der Realität und den Menschen abzugrenzen, schlief Ludwig II. ab dem Jahre 1875 am Tag und lebte in der Nacht.
König Ludwig II. wollte seine traumhafte, ideale Gegenwelt, die mit Aspekten von Poesie, Einsamkeit und tief religiösem Glauben gespickt war, in der realen Gegenwart verankern. Doch dies misslang ihm aufgrund seiner tatsächlichen Pflichten als Staatsoberhaupt und auch an seinen langsam erschöpften finanziellen Mitteln.
Aufgrund seiner kostenintensiven Bauvorhaben, seines verschwenderischen Lebensstils und seines verlorenen Bezugs zur Realität, endete seine Regentschaft 1886 aufgrund einer Unmündigkeitserklärung und seiner Absetzung durch die Regierung.
Aus heutiger Sicht war Ludwig II. sicherlich ein Exzentriker, ein Träumer und man würde ihn mit bösen Worten vermutlich sogar als "Spinner" titulieren. Doch vielleicht war er auch einfach nur ein Romantiker, der sich seine eigene Märchenwelt erschaffen wollte, weil er aufgrund seiner geschichtlichen Bestimmung König zu sein nicht mit seinem realen Leben zurechtkam. Egal, welche Meinung man über diese schillernde Person vertritt, sicher ist, dass sich heute noch ein mythischer Zauber um seine Gestalt und auch um sein wohl bekanntestes und schönstes Bauwerk rankt. Dass er in diesem Märchenschloss vielleicht ein wenig das gefunden hat, was er für sein Seelenheil brauchte und letztlich doch an der harten Wirklichkeit gescheitert ist und seine Erlösung in dem immer noch recht ungeklärten Freitod im Starnberger See fand, macht Schloss Neuschwanstein zu einem ganz besonderen Ort.
Prunkvoll und schillernd, wie einst Ludwig II. selbst, steht es da und ist der Innbegriff eines echten Märchenschlosses. Jährlich zieht es viele tausende Besucher in seinen Bann und ist Kulisse für wunderbare Schnappschüsse. Von außen als auch von innen verzaubert es seine Gäste und lässt Groß und Klein für eine Weile die Welt dort draußen vergessen. Vielleicht kann man es spätestens nach einem Besuch im Schloss Neuschwanstein dem poetischen Bayernkönig verzeihen, dass er hier nicht mehr weg wollte und den Bezug zum wahren Leben nach und nach verlor.
Schloss Neuschwanstein ist ein tolles Ausflugsziel für Familien, denn hier erleben Sie Geschichte hautnah und können viel über das Leben und Wirken von Ludwig II. erfahren. Verbringt man in dieser Region seinen Urlaub, so ist ein Besuch des Märchenschlosses spätestens seit den wunderbaren Walt Disney Filmen ein absolutes Muss für kleine Prinzen und Prinzessinnen.